Liebe Frau Betty Emmering,
ich hoffe, dieser Brief erreicht Sie, obwohl ich weiß, dass die Ereignisse, die ich ansprechen werde, vor vielen Jahren stattgefunden haben. Mein Name ist Selina Fellenberg, und ich bin eine Schülerin der 11. Klasse am Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand.
In meiner Projektwoche habe ich an der Vorbereitung für unsere Auschwitzfahrt teilgenommen, dort haben wir uns mit verschiedenen Aspekten des Holocausts und der Geschichte des Zweiten Weltkriegs beschäftigt.
Dabei bin ich auf Ihre Lebensgeschichte gestoßen, die mich zutiefst berührt hat.
Es ist schwer vorstellbar, durch welche schrecklichen Zeiten Sie gegangen sind. Sie wurden 1881 in Deutschland geboren. Ihre Entscheidung, 1935 nach Holland zu fliehen, zeugt von großem Mut und Überlebensinstinkt, besonders in Anbetracht der sich verschlechternden politischen Lage in Deutschland.
Um so trauriger ist es zu wissen, dass Ihre Flucht nicht ausreichte, um Sie vor der Grausamkeit der Nazis zu schützen. Im Jahr 1943 wurden Sie zunächst nach Bergen-Belsen und dann 1944 nach Auschwitz deportiert, einem Ort des unermesslichen Leids und des Todes für so viele unschuldige Menschen. Dort wurden sie am 11. Oktober 1944 ermordet.
Als Schülerin finde ich es wichtig, dass Ihre Geschichte und die Geschichten anderer Holocaust-Überlebenden erzählt werden, um sicherzustellen, dass die Welt niemals die schrecklichen Taten vergisst, die während dieser Zeit begangen wurden. Ihr Leben und Ihre Erfahrungen sind ein wichtiger Teil unserer Geschichte, der nicht in Vergessenheit geraten darf.
Ich möchte Ihnen meinen Respekt und meine Anerkennung für Ihre Stärke und Ihren Überlebenswillen ausdrücken. Obwohl wir uns nie persönlich begegnet sind, bin ich dankbar dafür, dass ich Ihre Geschichte kennenlernen durfte. Sie sind eine Person, die für die Menschlichkeit und den Kampf gegen Vorurteile und Hass steht.
In Gedanken bei Ihnen und mit großem Respekt,
Selina, Q1
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