Der Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme der Klassen 9a und 9c und einzelnen Schülern aus Ec

Am 22.05.2023 hatten wir die Gelegenheit, die KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu besuchen. Neuengamme wurde während der Zeit des Nationalsozialismus in der Nähe von Hamburg betrieben. Unser Ziel war es, mehr über dieses dunkle Kapitel der Menschheit zu erfahren und die Gedenkstätte zu erkunden, die an so viele Opfer erinnert.


Das KZ Neuengamme war ein nationalsozialistisches Konzentrationslager, das am 13.Dezember 1938 in Betrieb genommen wurde. Ursprünglich war Neuengamme ein Außenlager des KZs Sachsenhausen, es entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem eigenständigen Lagerkomplex. Tausende von Menschen unterschiedlicher Herkunft, darunter politische Gegner des Nazi-Regimes, Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und Zeugen Jehovas, wurden hier gefangen gehalten und grausamen Bedingungen ausgesetzt.


Als wir das Gelände betraten, spürte ich sofort eine beklemmende Atmosphäre. IMG 8828Ich begriff, dass ich auf dem Platz stand, auf dem vor gut 80 Jahren Tausende von Gefangenen gestanden hatten und mochte mir gar nicht vorstellen, wie diese Gefangenen sich wohl gefühlt haben mussten.
Wir hatten Glück, unser Guide hat uns sehr sachkundig durch das ehemalige Lager geführt und unsere vielen Fragen sehr fundiert beantwortet. Wir erhielten zunächst einen Überblick über die Geschichte des Lagers. Die Gebäude von Neuengamme sind nicht mehr vollständig erhalten, weshalb Alternativen geschaffen wurden – man hat die Flächen, auf der die Baracken gestanden haben, umzäunt und mit Steinen aufgefüllt, so konnten wir uns vorstellen wie das Lager ausgesehen hat. Wir besuchten nachgebaute Häftlingsbaracken, Waschräume und die Krankenstation. Dazu besuchten wir die noch übrig gebliebenen Steine des Krematoriums, die Ausführungen unseres Guides an diesem Ort ließen mich verstummen.
Unser Guide erzählte uns detailliert von den Schrecken, von den vielen Verbrechen, die in Neuengamme stattgefunden haben. Es war erschütternd, die engen und beengten Bedingungen zu sehen, unter denen die Häftlinge leben mussten. Uns wurde der Tagesablauf eines Häftlings geschildert. Später haben wir uns eigenständig mit Lebensläufen verschiedener Häftlinge beschäftigt und dabei exemplarisch eine Menge über die verschiedenen Häftlingskategorien gelernt.


IMG 8835Die Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit gezwungen, oft unter extremen Bedingungen und ohne angemessene Verpflegung, ohne angemessene Kleidung, ohne medizinische Versorgung und ohne menschenwürdige Unterkünfte. In Neuengamme wurden Ziegel hergestellt, der Torf musste von den Häftlingen abgebaut werden und per Hand mit Loren zu den Fabrikgebäuden gefahren werden. Im Verlauf des Krieges wurden auch medizinische Experimente an den Häftlingen vorgenommen. Tausende von Menschen starben an den Folgen der Zwangsarbeit, der Unterernährung, der Misshandlungen und der medizinischen Experimente. Insgesamt schätzt man, dass mehr als 100.000 Menschen in Neuengamme und seinen Nebenlagern inhaftiert waren, von denen etwa 55.000 Menschen ihr Leben verloren.


Ein besonders bewegender Moment war der Besuch des Hauses des Gedenkens, das den Opfern gewidmet war. Hier fanden wir Namenlisten zugeordnet zu Daten. Unter einigen Daten waren nur ein paar Menschennamen aufgeführt, unter anderen Daten eine erschütternde große Zahl. Diese Namenslisten erinnern an all diejenigen, die im Lager jeweils an den bestimmten Daten ihr Leben verloren haben. Es war eine erschütternde Erfahrung, die schiere Anzahl von Namen zu sehen und zu erkennen, dass hinter jedem Namen ein Mensch mit einer Geschichte, mit Hoffnungen und mit Träumen stand.
Die Ausstellung in der Gedenkstätte bot Informationen über die Geschichte des Lagers, die Hintergründe des Nationalsozialismus und die individuellen Schicksale der Häftlinge. Fotografien, persönliche Gegenstände und Berichte vermittelten ein intensives Bild davon, was sich hier abgespielt hatte. Als wir dort waren, gab es auch eine Sonderausstellung zu der Tragödie der Cap Arcona. Das war für uns besonders interessant, da diese Tragödie direkt vor unserer Haustür stattgefunden hat.


Der Besuch des Konzentrationslagers Neuengamme war eine emotionale und lehrreiche Erfahrung. Es war für uns eine Mahnung, dass wir die Geschichte nicht vergessen dürfen und dass wir uns für die Wahrung der Menschenrechte und den Kampf gegen jede Form von Diskriminierung einsetzen müssen.
Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme steht als Mahnmal dafür, dass sich solche Gräueltaten niemals wiederholen dürfen. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, unsere Vergangenheit zu verstehen, um eine bessere Zukunft aufzubauen. Ich gehe aus diesem Besuch mit dem festen Entschluss, die Erinnerung an die Opfer des Lagers zu bewahren und mich für eine Welt einzusetzen, in der Toleranz, Respekt und Mitgefühl vorherrschen.
Ida Warnemünde, Ec